2. Bundesliga: Neuer Hamburger SV noch in der Findungsphase


Hamburg, Aug. 2018: Am zweiten Spieltag der Saison 2018/19 durfte der Hamburger SV seinen ersten Sieg in der zweiten Bundesliga bejubeln. Die Kicker aus dem Volksparkstadion setzten sich mit 3:0 beim SV Sandhausen durch. Das 0:3 in der Auftaktpartie gegen Holstein Kiel war vergessen.

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Der Traditionsklub, der zum ersten Mal in seiner Geschichte in der zweiten Liga antreten muss, scheint in der neuen Spielklasse angekommen zu sein und sich auf die Wirklichkeit eingestellt zu haben. Doch ein Grund für übertriebene Euphorie sollte der Sieg nicht sein – genauso wenig wie die Pleite gegen Kiel Anlass für zu viel Pessimismus geben sollte. Der neue Hamburger SV ist noch in der Findungsphase und hat viel Druck von außen zu kämpfen.

Probleme im Umgang mit der überzogenen Erwartungshaltung

Der Abstieg des HSV löste in Hamburg ein fast schon paradoxes Phänomen aus. Die Erwartungshaltung an den Nordclub in der zweiten Liga ist gigantisch. Die Fans, die Mannschaft, die Medien und das weitere Umfeld erwarten nicht weniger als den sofortigen Wiederaufstieg. Bei Buchmachern sind die Hanseaten vor jedem Spiel Favorit. Die Erwartungshaltung in der Bundesliga war in den vergangenen Jahre häufig bereits realitätsfern. In der unteren Spielklasse ist sie endgültig ungesund. Es ist vermutlich kein Zufall, dass das Team in der Fremde befreit aufspielte und vor eigenem Publikum gehemmt wirkte.

Radikalumbau im Kader verlangt nach Geduld

Der HSV erlebte eigentlich einen hervorragenden Transfermarkt. Fast alle Baustellen in der Mannschaft wurden früh geschlossen – abgesehen von der kritischen Personalie Filip Kostic, der einfach keinen Abnehmer findet. Trainer Christian Titz bekam ansonsten alle Wunschspieler, zudem wurden die „Altlasten“ aus der Abstiegssaison abgeschoben. Sportchef Ralf Becker konnte so frühzeitig ruhig schlafen.

Allerdings darf man dabei nicht übersehen, welchen radikalen Umbau das Team erlebt hat. Sieben Spieler kamen (ohne aufrückende Jugendakteure) neu zur Mannschaft und 14 Profis verließen den Klub. Unter den Abgängen waren sechs bis sieben Stammspieler. Mehr als die Hälfte der Startelf wurde so getauscht. Und die meisten Neuzugänge sind sehr jung: Orel Mangala ist beispielsweise erst 20, David Bates feiert im Oktober seinen 22. Geburtstag und Khaled Narey ist immerhin 23. Einzig der 26-Jährige Léo Lacroix genügt unter den Neuzugängen dem Prädikat „Führungsspieler“. Ein solcher Radikalumbau verlangt nach Geduld. Das Team muss erst noch zusammenwachsen.

Vorbereitung war durchwachsen

Die Vorbereitung auf die Zweitliga-Saison war durchwachsen. In Hamburg hatte die Mannschaft mit der großen Hitze zu kämpfen. Gleiches galt für das Trainingslager in Österreich. Gegen den dänischen Klub Aarhus GF gab es so eine heftige 1:5-Abreibung vor heimischem Publikum. Den AS Monaco konnten die Hanseaten dagegen mit 3:1 bezwingen. Es war nach der Vorbereitung schwer zu ermessen, wo die Mannschaft eigentlich steht. Die Spieler schienen es selbst nicht so richtig zu wissen.

In gewisser Hinsicht waren die ersten beiden Spiele in der zweiten Liga eigentlich nur eine Fortsetzung der Vorbereitung. Einer Klatsche folgte ein überzeugender Auftritt. Vermutlich dürfe es erst einmal so weitergehen. Es folgt das Pokalspiel gegen TuS Erndtebrück, in dem der HSV klarer Favorit ist.

Ende September weiß der HSV, wo er steht

Zum Monat der Wahrheit für den Hamburger SV dürfte der September werden. Die Hanseaten treffen dann auf Dynamo Dresden, Heidenheim, Greuther Fürth und treten zum Stadtderby gegen den FC St. Pauli an. Diese Spiele bedeuten eine echte Standortbestimmung. Zugleich sollte die Findungsphase der Mannschaft dann abgeschlossen sein.

Dies ist schon deshalb bedeutend, weil zum Ende der Hinrunde (und damit auch zum Ende der Saison) einige direkte Duelle gegen Mitkonkurrenten um den Aufstieg anstehen. Im November geht es beispielsweise gegen den 1. FC Köln und Union Berlin. Am 15. (und 32.) Spieltag muss der HSV gegen den FC Ingolstadt dran. Insofern meint es der Spielplan gut mit dem neuen Hamburger SV: Er gestattet es, sich in Ruhe zu finden.

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