Fachkräftemangel im Druckerhandwerk: Wird die berufliche Perspektive unterschätzt?


Das Druckerhandwerk hat eine lange Tradition, wird aber wohl auch in Zukunft relevant bleiben - Adobe Stock / lolly66 / 395715620
Das Druckerhandwerk hat eine lange Tradition, wird aber wohl auch in Zukunft relevant bleiben – Adobe Stock / lolly66 / 395715620

Der zunehmende Fachkräftemangel bedroht zahlreiche Branchen in Deutschland. Die Druckerindustrie ist davon in besonderem Maße betroffen, denn der Beruf des Druckers wird deutlich unterschätzt.

Vieles wird heute in die digitale Welt ausgelagert, der Gedanke an einen menschlichen Drucker scheint da fast schon veraltet. Tatsächlich gibt es aber zahlreiche Gründe, warum das Druckerhandwerk nicht vom Aussterben bedroht ist und sich eine fundierte Ausbildung auch heute noch lohnt.

Der Strukturwandel: Wie sich die Druckindustrie verändert hat

In den 1990er-Jahren begann die Wandlung der Druckindustrie, denn die Digitalisierung erlangte ihren Durchbruch. Die bis dahin genutzte analoge Druckvorlage geriet ins Abseits, Laserbelichter waren darauf nicht mehr angewiesen. Die arbeitsintensiven Druckvorarbeiten fielen weg, die Materialkosten ließen sich deutlich reduzieren.

Es kam zum Abbau von Arbeitsplätzen, den klassischen Schriftsetzer gibt es heute nicht mehr. Neu hinzugekommen ist der Mediengestalter für Digital und Print, dessen Berufsbild leider unterschätzt wird.

Druckvorstufen werden heute nicht mehr in Druckereien vor Ort vorgenommen, sondern durch Unternehmen und Werbeagenturen. Aber auch sie benötigen das entsprechende Knowhow. Künftige Fachkräfte von morgen lernen in der Ausbildung, welche maßgebliche Rolle Passermarken spielen und wie sie das bestmögliche Farbergebnis mit digitalen Technologien erzielen.

In früheren Jahren war vorwiegend das handwerkliche Können an der Maschine gefragt. Doch auch wenn sich die Art der Arbeit verändert hat, sind Fachkräfte in der Druckindustrie nach wie vor wichtig und nötig, um dem Mangel entgegenzutreten.

Medientechnologie Druck – der Beruf im Überblick

Was macht eigentlich ein Drucker? Hinter dem komplexen Beruf steckt mehr als nur der Mausklick auf „Druck“, um ein Printmedium zu erzeugen. Die damals zutreffende Bezeichnung Drucker wird heute primär als Medientechnologie Druck bezeichnet. Durch die Automatisierung hat sich der Ausbildungsinhalt verändert, allerdings ist die Nutzung großer Maschinen noch immer ein Teil davon.

Die wichtigsten Lerninhalte während der dreijährigen Ausbildung sind:

  • Planung von Druckaufträgen
  • Einrichtung und Wartung von Druckmaschinen
  • Instandhaltung von Geräten
  • Innerbetriebliche Kommunikation
  • Steuerung sämtlicher Druckprozesse (digital)
  • Gesundheits- und Sicherheitsschutz während des Druckprozesses
  • Implementierung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz in den Arbeitsalltag
  • Nutzung des Printdrucks in der digitalen Arbeitswelt

Um erfolgreich im Bereich Medientechnologie Druck zu arbeiten, sind Eigenschaften wie Sorgfalt, eine gute Beobachtungsgabe und schnelle Reaktionsfähigkeiten wichtig. Technisches Interesse ist die Basis, um sowohl digital als auch analog mit der Druckmaschine zu arbeiten.

Adobe Stock / littlewolf1989 / 449050135
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Der Arbeitsalltag des Druckers: Wie arbeiten Medientechniker heute?

Seit über zehn Jahren geht der Anteil der Auszubildenden im Bereich Medientechnik Druck deutlich zurück, was die Branche vor Herausforderungen stellt. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass das Berufsbild als „gefährdet“ gilt.

Dabei gerät in Vergessenheit, dass sich zwar die Arbeitsabläufe verändern, der Bedarf an Druckmaterial aber nach wie vor konstant ist. Aber was macht ein Drucker eigentlich den ganzen Tag, wenn er keine Befehle am Computer gibt und gerade einen Druckablauf plant?

Das Hauptwerkzeug der Medientechnologen sind große Druckmaschinen, die sie manuell einrichten, reinigen, warten und bestücken. Die Arbeitskleidung besteht aus Handschuhen, Kitteln und persönlicher Sicherheitsausrüstung. Der primäre Arbeitsort ist eine Produktionshalle, in der mehrere große Druckmaschinen stehen und für Lärm sorgen.

Neben der schnellen Reaktionsfähigkeit sowie handwerklichem Geschick ist ein gutes Farbsehvermögen wichtig. Da viele Arbeiten am Bildschirm vollzogen werden (Konvertierung von Grafikdaten, Optimierung von Bildern etc.), ist technisches Wissen ebenso wichtig wie Kompetenzen im Alltag.

Herausforderungen für Mediengestalter im täglichen Arbeitsalltag

Nicht nur das permanente Tragen von Schutzkleidung (Gehör, Handschuhe) ist eine Herausforderung im Druckereialltag, auch die entstehenden Dämpfe und Gase müssen bewältigt werden. Es braucht ein hohes Maß an Umsicht, wenn Mediengestalter mit Reinigungs- und Lösungsmitteln, Farben, Klebern und Toner hantieren.

Hinzu kommt, dass aufgrund der Auftragslage in vielen großen Druckereien im Schichtdienst gearbeitet wird. Das ist ein Vorteil für Menschen, die primär Nachtarbeit fokussieren und sich am Tag über freie Stunden freuen.

Kundenkommunikation als wichtiger Bereich des Berufsalltags

Obwohl der Beruf des Mediengestalters primär dem Handwerk zugeordnet ist, spielt auch Kommunikation eine wichtige Rolle. Das beginnt bei Beratungsleistungen zur geeigneten Farb- und Papierauswahl, den bereitstehenden Druckmöglichkeiten und endet bei den Kosten. Auch die Prüfung von Auftragsunterlagen ist ein wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit. Es geht darum, für jeden Kunden die bestmögliche Lösung zu finden.

Um erfolgreich im Druck zu arbeiten, braucht es Geschick an der Maschine, aber auch im Umgang mit Kunden. Wer heute auf Print setzt, wünscht sich Kompetenz und Knowhow von seinem Gegenüber. Ein Druckauftrag kommt in der Regel nicht „fertig“ beim Mediengestalter an. Er wird über Web-to-print-Anwendungen übermittelt und muss dann bis zur fertigen Erzeugung des Prints optimiert und angepasst werden.

Karrierechancen als Mediengestalter Druck: Es gibt viele Aufstiegschancen

Bei der Wahl des künftigen Jobs geht es nicht nur um das persönliche Vergnügen, sondern auch um die Zukunft. Die Aufstiegsmöglichkeiten nach einer Ausbildung zum Mediengestalter werden unterschätzt. So stehen eine Reihe von Anpassungsfortbildungen zur Verfügung, die eine Spezifizierung der Kompetenzen ermöglichen:

  • Buchbinderhandwerk, Druckweiterverarbeitung
  • Spezialisierung auf Druckvorstufen
  • Fokus auf bestimmte Druckverfahren und -techniken

Für Menschen mit Lust auf Karriere bieten sich Aufstiegsfortbildungen an:

  • Techniker für Druck- und Medientechnik
  • Weiterentwicklung zum Industriemeister für Printmedien
  • Meisterschule zum Druckereimeister
  • Studium in den Bereichen Verpackungstechnik, Medienproduktion oder Druck- und Medientechnik

Was Druckereien gegen den Fachkräftemangel aktiv unternehmen können

Allein in Hamburg rechnet man allgemein bis 2035 mit einem Fachkräftemangel von bis zu 133.000 Personen. Geht die Generation der Babyboomer in Rente, bleibt der Nachwuchs aus. Ein Problem, das zu gewissen Teilen auch hausgemacht ist.

Der Rekrutierungsprozess ist in vielen Branchen eingeschlafen, Arbeitgeber kümmern sich nicht genug um die Nachwuchsgewinnung. Dabei sind Auszubildende unabhängig von der Branche die Fachkräfte der Zukunft und unverzichtbar.

Der jugendliche Bewerber von heute kommt nicht mehr selbstständig zum Ausbildungsbetrieb. Er benötigt Programme, Ansprache, Praktika und die Möglichkeit des „Reinschnupperns“, um den Kontakt zum potenziellen Arbeitgeber herzustellen. Nach wie vor sind es attraktive Praktikumsplätze, die ein beliebter Einstieg in den späteren Beruf sind.

In der Druckerbranche zeigen sich die Schwierigkeiten schon beim Erhalt der Berufsschulstandorte. Fallen nahegelegene Schulen weg, reduziert sich die Attraktivität des Berufs für Auszubildende noch weiter. In der Hamburger Umgebung ist die Walther-Lehmkuhl-Schule für die Durchführung des Blockunterrichts zuständig, die Entfernung beträgt rund 77 Kilometer (ab Hamburg Hauptbahnhof).

Schließen noch weitere Berufsschulstandorte, hat das fatale Auswirkungen auf die Branche. Umso wichtiger ist es jetzt, für den Erhalt der noch vorhandenen Schulen zu kämpfen. Das wiederum gelingt nur mit einer ausreichenden Auszubildendenzahl. Wo keine berufliche Nachfrage ist, lohnt sich der Erhalt der Berufsschulstandorte nicht.

Es muss ein Umdenken stattfinden, um den Fachkräftemangel im Druckhandwerk, aber auch in allen anderen Branchen zu bekämpfen. Anstatt auf „Besserung“ zu hoffen, ist es wichtig, aktiv auf die Fachkräfte von morgen zuzugehen.

Es gibt sie, die jungen und motivierten Menschen, die eine Ausbildung suchen, aber nicht wissen, in welcher Branche. Genau diese Persönlichkeiten brauchen Ansprache und die Chance, sich auch weniger populäre Jobs anzuschauen.

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Fazit: Der Druckerberuf wird oft unterschätzt!

Wer ist schuld daran, dass die Druckereien Deutschlands unter Personalmangel leiden? Ein einzelner Schuldiger ist hier nicht auszumachen. Es spielen verschiedene Faktoren mit ein und führen weiter dazu, dass die Ausbildungsplätze in der Branche nicht besetzt werden. Mehr Aufklärung über einen Beruf, der auch in Zukunft seine Daseinsberechtigung hat, wäre der richtige Anfang.

Selbst wenn das grundlegende Interesse an handwerklichen Berufen vorhanden ist, wissen viele Schulabgänger nichts von ihren Möglichkeiten. Druckereibetriebe sind auch bei Ausbildungsmessen kaum vertreten, zum eigenen Nachteil. Um das Handwerk aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, schon heute an die Zukunft zu denken und das Fachpersonal selbstständig auszubilden.

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