Verschuldung in Hamburg


Die Hemmungen gegenüber Krediten sinken in Deutschland merklich — und die Verschuldung steigt. Im bundesweiten Vergleich schneiden die Hamburger durchschnittlich ab.

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Kaufen auf Kredit wird beliebter

Längst sehen viele Menschen ein Darlehen als seriöse Möglichkeit, um sich kleine und große Wünsche sofort finanzieren zu können. Diese Entwicklung wurde zuletzt auch dadurch bestärkt, dass das Zinsniveau in den vergangenen Monaten stark gefallen ist und nun schon längere Zeit auf einem außergewöhnlich tiefen Stand festzusitzen scheint. Während Sparer und Anleger sich kollektiv über die mageren Zinserträge ärgern, freuen sich Kreditnehmer: Für sie bedeuten die niedrigeren Zinsen in vielen Fällen, dass Darlehen momentan verlockend günstig zu haben sind.

Die Folge ist, dass immer häufiger auch Kredite für vergleichsweise günstige Anschaffungen wie Unterhaltungselektronik oder Weihnachtsgeschenke ganz selbstverständlich genutzt werden. Vor allem jüngere Menschen tendieren zunehmend dazu, sich das Geld für alltägliche Anschaffungen kurzerhand zu leihen. Die Konditionen für kleine Ratenkredite sind teilweise so überzeugend, dass es vielen Konsumenten unnötig erscheint, wie bisher monatelang auf ein konkretes Ziel hin zu sparen. Die beliebte Alternative ist der Ratenkauf direkt beim Händler.

Bei vernünftiger Planung sind die so zusammengetragenen Monatsraten niedrig genug, dass sie sich planmäßig und bequem zurückzahlen lassen. Dennoch ist in Deutschland etwa jeder Zehnte überschuldet — viele dieser Menschen haben keinen Überblick mehr über einzelne Ratenzahlungen oder verlieren unerwartet ihre Haupteinnahmequelle und werden dadurch längere Zeit zahlungsunfähig.

Schuldengefälle kaum verändert

Das für Deutschland so typische Schuldengefälle von Nord nach Süd hält sich weiterhin hartnäckig. Zwar stieg die Verschuldung laut dem SchuldnerAtlas 2015 in Süddeutschland im vergangenen Jahr geringfügig an, doch die reichsten Menschen leben noch immer dort. Vor allem in Bayern sind die Schulden pro Kopf so niedrig wie sonst nirgends in der Bundesrepublik. 7,12 % betrug die Schuldnerquote hier 2015. Das ist deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt von 9.92 %. Und auch in Baden-Württemberg lag die Quote bei nur 8,09 %. Zum Vergleich: Die höchste Schuldnerquote hatte im vergangenen Jahr Bremen mit 14,08 % vorzuweisen — das ist gut doppelt so viel wie in Bayern.

Ähnliche Schicksale teilen viele der nördlicheren Bundesländer. Berlin, Sachsen-Anhalt oder Schleswig-Holstein etwa hatten ebenfalls eine überdurchschnittlich hohe Schuldnerquote. Im Westen sind Nordrhein-Westfalen — hier vor allem die dicht besiedelten Städte im Ruhrgebiet — und das Saarland betroffen. Im Osten fallen die Quoten hingegen milder aus und bleiben teilweise sogar unter dem Bundesdurchschnitt: In Sachsen stellte man 9,66 % fest, in Thüringen 9,08 %.

Insgesamt steigt die Zahl der verschuldeten Personen seit einigen Jahren leicht an, und auch die Überschuldung nimmt zu. Positiv ist jedoch, dass zumindest unter den jüngeren Schuldnern ein rückläufiger Trend beobachtet wurde: Immer weniger Deutsche zwischen 18 und 30 Jahren sind überschuldet, die Quote sinkt seit längerem.

Die Lage in Hamburg

Hamburg liegt in Sachen Verschuldung im bundesweiten Vergleich leicht über dem Durchschnitt. 2015 betrug die Schuldnerquote in der Hansestadt 10,57 %, nur knapp über dem deutschen Mittelwert. In den vergangenen Jahren sank die Verschuldungsquote für Hamburg erfreulicherweise leicht ab: 2013 lag sie bei 10,92 %, 2014 bei 10,81 %. Dennoch bedeuten die aktuellen Zahlen, dass in Hamburg noch immer etwa jeder zehnte Einwohner überschuldet ist.

Das Tückische an Schulden ist, dass sich Betroffene oft dafür schämen und versuchen, das Problem so lange wie möglich zu verbergen. So wächst der Schuldenberg meist unkontrolliert, bis er schließlich unüberwindbar scheint. Die Lage ist jedoch nie völlig aussichtslos: Eine Schuldnerberatung leistet individuelle Unterstützung auf dem Weg in eine schuldenfreie Zukunft.

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