Hamburg ist die grünste Millionenstadt Deutschlands


Hamburg ist einer der weltgrößten Häfen, glänzt mit der Elbphilharmonie und kann auch so noch die eine oder andere Superlative bedienen. Und auch für Start-Ups ist die Stadt als deutsches Tor zur Welt interessant. Klar, hier denkt man unweigerlich an die Moderne – Glaspaläste inklusive. Dass Hamburg mehr als 70 Prozent Grünflächen hat bzw. Areale mit Vegetation lässt den Besucher dann doch staunen.

Wie hat die Elbmetropole dieses Ziel erreicht? Hamburg setzt auf ein konsequentes Flächenmanagement. Dazu nehmen die Stadtväter jedes Jahr auch ein paar Millionen Euro in die Hand. Das Ergebnis: Hamburg schafft es nicht nur, die bestehende Substanz zu erhalten. Grünflächen wachsen an der Elbe. Es geht den Hamburgern aber noch um mehr, sie wollen die Diversität verbessern.

Bildquelle: @ JFL Photography – 94603629 / Adobe Stock
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Politische Rahmenbedingungen schaffen

Hamburg ist der Status als eine der grünsten Städte in Deutschland nicht einfach in den Schoß gefallen. Der Stadtsenat hat alle erdenklichen Register gezogen, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, wie:

  • Maßnahmen einer nachhaltigen Stadtentwicklung
  • effiziente Verkehrsinfrastruktur
  • Nutzung erneuerbarer Energiequellen

Eine Besonderheit ist eine Schutz- und Kompensationsregelung, die es in Deutschland so bisher nicht gegeben hat. Von Hamburg im Jahr 2019 sieht diese vor, dass bestehende Grünflächen besonders zu schützen sind. Die Regelungen erfassen sowohl Naturflächen in den Außenbezirken Hamburgs als auch im Innenstadt-Bereich.

Für Hamburg wurde ein sogenanntes Grünes Netz entwickelt. Dessen Ausdehnung umfasst weiter Teile des Stadtgebiets. Die Form erinnert auf der Karte teilweise an ein Wagenrad. Von einem inneren grünen Ring gehen die schutzwürdigen Grünflächen entlang festgelegter Achsen wie die Speichen eines Rades zu den Stadtgrenzen. Innerhalb des äußeren grünen Rings sind ausgedehnte Schutzflächen entstanden.

Innerhalb dieser Flächen ist eine bauliche Nutzung zu vermeiden. Sollte es dennoch dazu kommen, dass Schutzflächen für die bauliche Stadtentwicklung genutzt werden, sieht die Schutzregelung einen Ausgleich vor.

  1. Flächen müssen dem Schutzplan als Kompensation hinzugefügt werden.
  2. Flächen, die im Plan bestehen, sind nach dem Schlüssel 1:2 aufzuwerten.

Auf diese Weise strebt der Kompensationsplan eine Erhaltung der Grünflächen an – ohne eine städtebauliche Flächennutzung komplett zu verbieten.

Parallel strebt die Hamburger Stadtverwaltung den Ausbau des bereits vorhandenen Grünen Netzes an. Neue Flächen sollen einen quantitativen und qualitativen Zuwachs erreichen. Dazu werden neue Parks geschaffen – wie:

  • der Park Mitte Altona
  • im Pergolenviertel ein Kleingartenpark
  • der Alster-Bille-Elbe-Grünzug.

Mit der Schaffung neuer Grünflächen geben sich die Verantwortlichen nicht zufrieden. Es geht den Entwicklern auch um eine sichtbare qualitative Aufwertung. Hierzu gehört der einheitliche Biodiversitäts-Standard, auf den man sich geeinigt hat. Das Augenmerk liegt nicht einfach auf dem Einhalten des aktuellen Standards. Für die Biodiversität in den Naturschutzgebieten sind beispielsweise Verbesserungen in der Bewertung vorgesehen. Zu diesem Zweck findet ein durchgehendes Monitoring auf den Grün- und Naturflächen statt.

Maßnahmen zur Stadtbegrünung

Ambitionierte Ziele und Verträge auf Papier machen noch keine grüne Stadt. Letztlich kommt es darauf an, Maßnahmen zu realisieren und die geplanten grünen Achsen auch zu schaffen. Den Rahmen kann Hamburg als Schirmherr entstehen lassen – in dem neue Parks geplant und angelegt werden.

Die Anlagen mit Leben zu füllen und beim Aufbau der Biodiversität zu helfen, ist eine ganz andere Sache. Hier setzen Hamburg, Projektentwickler und Naturschutzorganisationen wie der NABU auf die Mithilfe der Stadtbevölkerung und Vereine. In geschaffenen Kleingartenparks müssen die einzelnen Parzellen auch ökologisch und natürlich bewirtschaftet werden.

Parallel setzt Hamburg auf die Zusammenarbeit mit Vereinen, die sich dem Urban Gardening verschrieben haben. Dazu gehört unter anderem der Hilldegarden e.V., der den Hochbunker Feldstraße/Heiligengeistfeld in eine grüne Oase verwandeln will. Hier zeigt sich, wie moderne Landschaftsnutzung mit Geschichte Hand in Hand gehen kann. Weitere Beispiele sind:

  • Hof vorm Deich
  • FuhlsGarden,

die als Projekte eine urbane Flächennutzung neu entdecken und dabei auch von grünen Projektentwicklern unterstützt werden.

Eine zweite Möglichkeit ist die Umwidmung von Straßen und Stadt-Alleen. Statt dem Straßenverkehr zu dienen, werden die Verkehrstrassen begrünt und stehen fortan Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung. In die neuen Nutzungskonzepte lassen sich auch Spielplätze und interkulturelle Begegnungsstätten unter freiem Himmel integrieren.

Beispiele, wie eine solche Umwidmung erfolgen kann, liefern das Ausland und die bundesdeutsche Hauptstadt Berlin mit der Friedrichstraße. Auf einem 500 Meter langen Abschnitt wurde diese für den Verkehr gesperrt und zu einer Fußgängerzone. Was lässt sich noch alles tun, um die Stadt grüner zu gestalten?

  1. Dächer begrünen: Für besseres Klima

In Städten wie Hamburg gibt es riesige Flächen, die in Nutzungsplänen keine Rolle spielen – mit denen sich aber mehrere Fliegen auf einmal schlagen lassen. Die Rede ist von grünen Dächern. Natürlich lässt sich nicht jedes Dach dafür nutzen. Wo die Voraussetzungen stimmen, lässt sich das Potenzial für das Stadtklima und Wohnqualität ausschöpfen.

  1. Schutz bestehender Flächen verstärken: Ohne Investitionen geht es nicht

Hamburg ist stolz auf den Status als eine der grünsten Städte in Deutschland. Damit dies auch so bleibt, setzt die Stadt auf einen verbesserten Schutz bestehender Flächen, den Ausbau bereits vorhandener Areale und die Neugestaltung der Landschaftsschutzverordnungen. Die Maßnahmen lässt sich Hamburg jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.

  1. Flächen entsiegeln: In Zukunft immer wichtiger

Gerade im Stadtgebiet sind versiegelte Flächen auf Schritt und Tritt anzutreffen. Dabei lässt sich diese wieder rückgängig machen. Der Einsatz von Rasenfugenpflaster kann eine Lösung sein. Über grüne Terrassen lässt sich zusätzlich das Mikroklima der betreffenden Parkplätze aufwerten. Auf diese Weise entstehen Mikro-Grünflächen und Areale, auf denen das Regenwasser ablaufen kann.

Welche Vorteile hat eine grüne Stadt?

Hamburg ist ein Beispiel dafür, wie Grün in deutsche Großstädte kommt. Allerdings ist damit ein finanzieller und planerischer Aufwand verbunden. Frühere Stadtentwickler haben Grünflächen gegenüber anderen Belangen eher hintenangestellt. Hier taucht die Frage auf, warum dieser Aufwand überhaupt betrieben wird.

  • Verbessertes Stadtklima: Großstädte wie Hamburg schaffen ihr eigenes Klima. In mehreren hundert Städten wurden weltweit höhere Temperaturen als im Umland gemessen. Hierdurch entstehen viele Probleme – auch in Bezug auf die Gesundheit. Besonders kreislaufgeschwächte Personen leiden unter Sommerhitze. Wenig Schatten, kaum Wasserflächen und Beton, der Hitze speichert sind Teil des Problem. Wenn Städte verstärkt Grünflächen integrieren, Parkplätze begrünen und Fassaden oder Dächer geschickt als Grünanlagen einsetzen, verbessert sich das Stadtklima.
  • Wohnqualität und Attraktivität: Mit mehr Grünflächen verbessert sich das städtische Mikroklima. Klingt im ersten Moment fast trivial, hat aber auch hinsichtlich der Wohnqualität große Auswirkungen. Städte mit grünen Lungen werden als attraktiver empfunden. Auf der einen Seite ein Vorteil, da sich Stadtbewohner wohlfühlen. Auf der anderen Seite wächst der Druck, in der Stadtplanung den Zuzug einzukalkulieren. Hier ergibt sich aber wieder neuer Spielraum, wenn neue Quartiere nachhaltig gedacht werden können.
  • Biodiversität: Der Mensch verursacht ein globales Artensterben – auch durch Lebensräume, die einfach verschwinden. Alles kann die Stadtbegrünung in Hamburg sicher nicht auffangen. Aber sie leistet ihren Beitrag, die Lücke zumindest etwas zu schließen. Dabei steht die Stadtplanung aber auch vor Herausforderungen. Wildschweine, Füchse oder Waschbären fühlen sich in Städten wohl, werden aber auch zu einem Risiko. Tierseuchen, durchwühlter Müll und Konfrontationen sind Aufgaben, mit denen bei der Anlage neuer Grünflächen gerechnet werden muss.

Fazit: Hamburg wird immer grüner

Die Hansestadt Hamburg gilt dank Elbphilharmonie und vielen Musicals als einer der deutschen Kultur-Hotspots. Jedes Jahr zieht die Stadt hunderttausende Besucher an. Und die staunen, wie grün Hamburg ist. Ein Titel, auf den die Elbmetropole stolz sein kann. Damit dies auch so bleibt, hat sich die Stadt einige Grundregeln auferlegt. Naturflächen sollen erhalten und bei Verbrauch kompensiert werden. Außerdem geht es den Stadtvätern darum, vorhandene Schutzgebiete qualitativ aufzuwerten – etwa durch eine Verbesserung der Diversität. Hamburg ist ein Beispiel dafür, wie die grüne Stadtentwicklung funktionieren und die Lebensqualität verbessern kann.

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