Tipps | 10.03.2024 |
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Was, bitte schön, geht denn in Ungarn, mag man sich als international interessierter Metaller fragen – und prinzipiell auch mit Recht. Dass die Ungarn ziemlich auf die Birne hämmern können, beweisen Ektomorf schon seit Mitte der 90er Jahre.
Die Brüder Zoltàn (Vocals, Gitarre) und Csaba Farkas (Bass) gründen die Band 1994 und machen sich im Underground recht schnell einen Namen. Über ein kleines Label veröffentlichen sie schon zwei Jahre später ihr Debüt „Hangok“, auf dem sie eine Mischung aus Hardcore, Thrash und vor allem romanischer Folklore einprügeln. Damit gewinnen sie in Ungarn rasch eine feste Fanbasis. Mit dem selbstbetitelten Zweitwerk bauen sie ihren Bekanntheitsgrad noch aus.
Auch international machen sie inzwischen auf sich aufmerksam. Nachdem sie mit Jòzsef Szakàs einen anständigen Kerl hinter der Schießbude gefunden haben, nehmen sie ihr drittes Album „Kalyi Jag“, was übersetzt so viel wie „schwarzes Feuer“ heißt, auf. „Kalyi Jag“ erscheint europaweit und begeistert mit seiner Mischung aus Sepultura- bzw. Soulfly-ähnlichen Klängen und den bereits erwähnten folkloristischen Einschüben. Textlich gehen die Ungarn vergleichbar sozialkritisch zu Werke wie die Brasilianer, was die Vergleiche zu den beiden genannten Bands durchaus rechtfertigt.
Nachdem sie es inzwischen auf größere Festival-Billings geschafft haben, gehen sie Ende 2001 wieder ins Studio, um „I Scream Up To The Sky“ einzuspielen. Ohne an ihrem bisher eingeschlagenen musikalischen Kurs etwas zu ändern, holzen einem die Roma wieder jede Menge Power um die Ohren und würzen das Ganze mit ihrem folkloristischen Background.
Mit Tamás Schrottner stößt endlich ein Gitarrist zum Line-Up, der anständige Soli spielen kann. Nachdem sie sich von Management und Label getrennt haben, unterzeichnen Ektomorf bei Nuclear Blast.
Die schicken die Band im November 2003 ins Studio und lassen sie erst wieder raus, als Ektomorf „Destroy“ in den Händen halten. Produzent Tue Madsen (unter anderem Mnemic, The Haunted oder Die Happy) verpasst dem Werk in den dänischen Ant Farm Studios einen amtlichen Sound. Als das Teil Anfang März in den Läden steht, kann man sich schon einmal auf einige heftige Gigs gefasst machen.
Zuerst müssen Pro Pain beweisen, dass sie neben Ektomorf bestehen können. Im Sommer sind Fear Factory dran. Ohne sich ein lange Pause zu gönnen, kehren Zoltàn und Co. daraufhin in die Ant Farm Studios zurück und hämmern ihr nächstes Album „Instinct“ ein. Die Scheibe steht noch nicht in den Läden, da hüpfen Ektomorf schon wieder im Vorprogramm von Kreator, Dark Tranquillity und Hatesphere auf die Bühne und bringen die Massen zum Beben.
Im Oktober und November heißt es: „The Monster Mosh Down“. Gemosht wird mit Disbelief, By Night und Betzefer in europäischen Städten.
Nach so vielen Shows ist es an der Zeit für das Live-Album „Live And Raw – What You Give Is What You Get“. Darauf schließen sich die Ungarn noch schnell den Children Of Bodom und der One Man Army And The Undead Qurartett an, dann ist mit Gigs vorerst Schluss.
Schließlich gilt es, am Nachfolger für „Instinct“ zu arbeiten, der den Titel „Outcast“ trägt. Wieder arbeiten sie mit Produzent Tue Madsen. Neben starkem Songwriting und den inzwischen gewohnten folkloristischen Elementen gibt es mit „Fuel My Fire“ auch ein The Prodigy-Cover. Unter anderem sind Ektomorf mit Stuck Mojo auf Tour, wettern dort von der Bühne aber kräftig gegen ihren Labelchef und den Rest der Belegschaft.
Entsprechend trennen sich Band und Plattenfirma nicht in Freundschaft. Es dauert einige Zeit, ehe sich mit AFM ein neues Label findet. Dort erscheint Ende März 2009 das neue Album „What Doesn’t Kill Me …“, auf dem sich Zoltàn über die Ungerechtigkeiten der letzten Jahre auslässt. Musikalisch verändert sich bei den Ungarn eher wenig, auch wenn sie auf Redemption“ ansatzweise aus ihrem alten Muster ausbrechen.
Einen weiteren Schritt in andere Gefilde wagen sie 2012 mit dem „The Acoustic“-Album. Allerdings fällt die Sache einmal mehr sehr zweischneidig aus, da Zoltan einfach nicht zu den sichersten und ausdrucksstärksten Sängern zählt und folglich manch eigener Song, so manche Coverversion etwas banal ausfällt – oder gar vollkommen in die Hose geht. Allzu lange halten die Ausflüge in neue Gefilde allerdings nicht vor, denn bereits mit „Black Flag“ ist weitgehend wieder alles beim Alten, und auch „Retribution“ bringt 2013 keine großen Neuerungen.
Ende 2017 tauscht Zoltàn Farkas seine komplette Musikerriege aus, den Bass bedient nun Attila Asztalos, das Schlagzeug Dániel Szabó und die Gitarre Szebasztián Simon. Doch auch auf „Fury“ (2018) zockt die Band immer noch kompromisslosen Groove-Metal der thrashigen Sorte.