Riesiges Bauprojekt Hamburger Deckel beginnt (A7-Deckel)

Hamburg, den 06.03.2014 um 9:26 Uhr

Viele Hamburger atmen auf, denn nun ist es soweit: Im März startet der erste Bauabschnitt für den A7-Deckel, das derzeit größte Autobahnprojekt in Deutschland. Eigentlich war der Baubeginn für 2012 in Stellingen geplant. Nun wurde er nach Schnelsen verlegt, denn dort gibt es weniger Widerstand sowie eine private Finanzierung. In der Hansestadt betrachten manche dieses gigantische und komplizierte Bauprojekt allerdings mit Skepsis. Allein auf Hamburger Stadtgebiet wird es rund 775 Millionen Euro verschlingen. In acht Jahren soll es abgeschlossen sein. 

Was ist der Hamburger Deckel?

Hamburger Deckel (A7)Anwohner der viel befahrenen A7 in Altona fordern den Deckel schon lange als Lärmschutz-Maßnahme. Vorgesehen sind drei Tunnel in einer Länge von insgesamt 3,5 Kilometern. Diese sollen den gesetzlich geforderten Lärmschutz sicherstellen und bieten den Stadtplanern zusätzliche Möglichkeiten, Stadtteile wieder zusammenwachsen zu lassen. Der Tunnelbau erfolgt im Zuge eines massiven Ausbaus der A7, die sechs- bzw. achtspurig durch das Hamburger Stadtgebiet führen wird. Zwischen der Anschlussstelle Stellingen und dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest soll die A7 sogar auf zehn Spuren erweitert werden. Die teilweise Überdeckelung dient nicht nur dem Lärmschutz, sondern hat auch gravierende verkehrstechnische Gründe. Die in den 1960er/70er-Jahren gebaute A7 ist längst ein Nadelör mit hohem Stauaufkommen. 

Ein Projekt „wie eine OP am offenen Herzen“

Die Bauarbeiten für den Hamburger Deckel werden den Autofahrern viel Geduld abverlangen. Denn der Umbau einer der meistbefahrenen deutschen Autobahnstrecken erfolgt bei vollem Betrieb. Dafür müssen Brücken abgerissen, Stützwände aufgestellt und neue Fahrbahnen asphaltiert werden. Gleichzeitig läuft der Verkehr weiter, und Millionen Fahrzeuge passieren während der jahrelangen Bauzeit die Baustellen. Pro Tag fahren rund 150.000 Fahrzeuge in Stellingen auf die Autobahn, und es werden im nächsten Jahrzehnt über zehn Prozent mehr sein, schätzen Experten. Schon heute wird im Bereich Stellingen der Richtwert für Fahrspur-Kapazitäten um die Hälfte überschritten. Auch zu Unfällen kam es hier häufiger als auf anderen Autobahnen. Deshalb wird die A7 hier von sechs auf acht Fahrspuren erweitert. Von der Stadtgrenze bis nach Bordesholm bei Kiel soll die jetzt vierspurige Autobahn in Schleswig-Holstein sechs Fahrspuren erhalten. 

Die lärmgeplagten A7-Anwohner in der Hansestadt werden mit drei unterirdischen Autobahn-Abschnitten und neuen Schutzwänden besänftigt. Damit ist ein Nebeneffekt verbunden, den viele Hamburger als positiv ansehen: Die Schneise, die die A7 durch die Stadtteile Schnelsen, Altona und Stellingen geschlagen hat, gehört in ansehbarer Zeit der Vergangenheit an. Die traditionellen Stadtteile, die lange miteinander verbunden waren, können wieder zusammenwachsen. 

Warum heißt das Ganze Hamburger Deckel?

Dieser Ausdruck dürfte im Zuge der Sympathiewerbung für das Bauprojekt von den Stadtplanern ersonnen sein. Sie haben das Bild eines Deckels vor Augen, unter dem die Autobahn verschwindet und der Platz schafft für eine Begrünung mit Anlagen, Wiesen und Kleingärten. Aus der technischen Sicht der Ingenieure ist die Rede von „Tunnelbauwerken mit Ablufteinrichtungen“ sowie von Stützwänden und Rampen. Die Hamburger sprechen überwiegend vom A7-Deckel, und mancher ist froh, den täglichen Auto-Lindwurm eines Tages außer Sicht- und Hörweite verbannt zu wissen. 

A7-Ausbau in Schleswig-Holstein s

Neben den veranschlagten 775 Millionen Euro für den Hamburger Deckel auf hanseatischem Stadtgebiet rechnen die Planer mit weiteren 330 Millionen Euro für die auszubauenden 60 Kilometer zwischen Schnelsen und Bordesholm. Für diesen Abschnitt hat sich der Bund für ein Modell entschieden, bei dem private Unternehmen involviert sind. Diese kümmern sich um neue Fahrbahnen, Brücken und weitere Bauwerke wie erforderliche Deckel. Sie fungieren außerdem als Betreiber der Autobahn während der kommenden 30 Jahre. Dadurch soll sich die Bauzeit verkürzen. Bei der A7 werden die Bauunternehmen aber nicht durch eine Beteiligung an der Lkw-Maut bezahlt. Stattdessen erhalten sie Abschlagszahlungen im Zuge der Bauzeit und im weiteren Verlauf von 30 Jahren. Das heißt: Der Bund kauft sich die neue Autobahn per Ratenzahlung zurück. 

Wie lange wird am Hamburger Deckel gebaut? 

Der Zeitplan sieht vor, dass der Abschnitt zwischen dem Autobahndreieck Nordwest und Bordesholm bis etwa Ende 2017 entsteht. Diese Zeit ist ebenfalls für die Tunneldecke in Schnelsen vorgesehen. Um die Bauarbeiten zu beschleunigen, soll an mehreren Abschnitten gleichzeitig gearbeitet werden. Im kommenden Jahr wird der Abschnitt Stellingen in Angriff genommen, mit dessen Fertigstellung die Planer 2019 rechnen. Für die Erneuerung der Langenfelder Brücke, die 400 Meter lang ist und die A7 über 17 Bahngleise führt, sind vier Jahre veranschlagt. Im Anschluss daran startet 2019 der Bauabschnitt Altona, der etwa drei Jahre Bauzeit beanspruchen soll.   

ph – hamburgportal

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