Warum Erotik-Literatur gut für dich ist


Foto von Yan Krukov von Pexels
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Erotik-Literatur gibt es seit Jahrtausenden. Etliche Geschichten, von den Göttermythen zu der Liebeskunst des römischen Dichters Ovid oder dem Kamasutra, handeln von Sex. Das Lesen von Erotik-Geschichten, ob in Roman-Form oder von Hobby-Autoren, ist heute als Hausfrauenhobby verschrien. Dabei können die Erzählungen genauso gut, wenn nicht besser, erregen wie ein Porno-Video. Aber warum lohnt sich der Medienwechsel für pornografische Inhalte von Zeit zu Zeit?

Die Popularität von Sex-Literatur

Bei Geschichten, die sich um Sex drehen, denken wir meistens erst einmal an die typischen Hausfrauen-Schundromane, die alle gleich aussehen und mehr oder weniger die gleichen Inhalte haben. Manche Erotik-Literatur schafft es sogar auf die Bestseller-Listen. Die Fifty Shades of Grey Reihe war jahrelang unter den Verkaufsschlagern und hat es wegen seiner Popularität sogar ins Kino geschafft.

Auch Klassiker der Literatur, wie Nabokovs Lolita, behandeln anzügliche Themen, in diesem Fall eine pädophile Liebesbeziehung. Das Werk hat den Begriff des verführerischen kleinen Mädchens geprägt, der heute in der Popkultur genutzt wird. Es gibt mehrere Verfilmungen, Theaterstücke und Hörspiele zu dem Roman. The Police singen in ihrem Kult-Song Don’t stand so close to me von dem Thema, Lana del Rey nutzte für einen Song gleich den Buchtitel.

Das Thema war damals wie heute skandalträchtig. Verleger sind in den 60ern sogar ein Risiko eingegangen, wenn sie das Buch herausgebracht haben, da die Befindlichkeiten der Bürger darüber entschieden haben, ob ein Buch unzüchtig und sein Verkauf somit strafbar wurde. Manche Bibliotheken und Buchhandlungen haben sich komplett geweigert, den Roman herauszugeben. Dennoch ist das Buch ein Erfolg. Vielleicht gerade deswegen. Der Skandal hat neugierig gemacht.

Warum lesen wir Erotik-Romane?

Auch heute beruhen manche Bucherfolge auf der Thematisierung von Tabus. Charlotte Roches Feuchtgebiete beschreibt sehr offen Sexualpraktiken sowie intime und skandalöse Momente. Die Protagonistin spricht von Analfissuren und darauffolgenden OPs oder dem Entfernen von Tampons mit Grillzangen. Viele Menschen haben das Buch gelesen, einfach nur, um herauszufinden, warum es darüber so einen großen Aufruhr gab. Auch hier folgte auf den Erfolg des Romans ein Film.

Einer der Gründe, aus denen wir Erotik-Romane und ähnliches lesen, ist also Neugier und das Erkunden von Tabuthemen, die wir in den meisten Fällen in unserem Alltag niemals umsetzen würden. Das entspricht ein wenig dem Konzept der Katharsis, das erklärt, warum wir Filme und Schauspiel mit negativen, stressreichen Szenen dennoch gerne schauen. Nach dem Zuschauen und Mitfiebern sollen wir uns emotional abgeregt haben und uns deshalb befreit fühlen. Wir können innere Konflikte ausleben, nur dadurch, dass wir den Geschehnissen eines Films, Theaterstücks oder Buches folgen.

Der zweite Grund ist das Erste, was uns beim Gedanken an Erotik einfällt: die sexuelle Stimulation. Wer Geschichten mit einem thematischen Fokus auf Sex liest, will dadurch vermutlich sexuell erregt werden. Dafür braucht es keinen literarischen Roman. Viele Menschen lesen oder schreiben mit Vorliebe erotische Geschichten und veröffentlichen sie auf Sex-Geschichten-Portalen im Internet. Wo man diese online findet, kann man auf Erotik-Insider nachlesen.

Was passiert in unserem Hirn, wenn wir Porno-Geschichten lesen?

Viele glauben, dass Porno-Videos effektiver sind als ihre literarischen Formen. Tatsächlich reagiert das Hirn meist stärker auf auditive und visuelle Eindrücke. Wer sich aber nur über Videos pornografische Inhalte ansieht, kann dadurch auch Nachteile haben. Vor allem Frauen, aber auch Männer, können sich dadurch mit den gezeigten Körpern vergleichen und eine negative Selbst- und Fremdwahrnehmung entwickeln, beispielsweise gegenüber der natürlichen Körperbehaarung erogener Zonen.

Die Autorin und Sexual-Forscherin Emily Nagoski erklärt, dass die Bilder in Pornos neben der Erregung auch Verwirrung und Stress auslösen können. Da die meisten Frauen sich für guten Sex sicher und wohlfühlen müssen, ist das eine kontraproduktive Empfindung. Bei schriftlichen Erzählungen kann dafür ein stetiger Aufbau und sogar eine emotionale Verknüpfung entstehen, die es leichter machen, Erregung zu empfinden.

Dabei ist es interessant zu wissen, dass Sex-Literatur schon länger, von vielen unbewusst, als Therapie gegen Ängste und Stress genutzt wird. Die Empfindungen, die der Körper hat, wenn er Angst empfindet, sind den Körpersignalen von Erregung ähnlich. Schnellerer Atem und ein erhöhter Puls können sich deshalb leicht von einem Angstgefühl in Erregung umleiten lassen. Damit sind Erotik-Bücher ein Werkzeug, um besser mit Stress umzugehen. Ein Pluspunkt dabei: Für viele ist so leichter möglich, auch die eigenen sexuellen Erlebnisse mit weniger Stress und Angst zu empfinden.

Fazit

Erotik-Literatur sind nicht nur Schundromane. Von Literatur-Klassikern zu privaten Sex-Geschichten auf Internet-Foren finden wir die Erzählungen überall. Dabei können wir unsere Interessen und Tabus erkunden, Katharsis durchlaufen und sogar eine positivere Einstellung zu unserem eigenen Sexualleben entwickeln. Dazu bietet das Kopfkino genau die Vorstellungen, die man sehen möchte, was kein Porno-Video der Welt umsetzen kann.

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