Ganz Hamburch ist von den Römern besetzt. Ganz Hamburch? Nein, soweit ist es dann doch nie gekommen. Schließlich hauten die Germanen unter Hermann dem Cherusker, kurz nach Christi Geburt dem ollen Varus im Obelix-Style ganze Legionen um die Ohren. Und auch, wenn die Wissenschaft noch streitet, wo genau denn die Varus-Schlacht stattgefunden hat (bei Augsburg oder Duisburg? im Teutoburger Wald oder im Harz? gar bei Bremen?!): In und um Hamburg war es definitiv nicht. Aber das hält einen polyglotten Helden wie Asterix nicht davon ab, Hamburgisch zu schnacken und den Dösbaddeln von Römern ordentlich auf die Schädel zu deffen, denn schließlich sind die Mannen um Julius Cäsar einfach mall.
Der HSV, St. Pauli und die Gallier-Mentalität
Bislang sieben Mundart-Ausgaben von Asterix-und-Obelix-Abenteuern sind bisher mit verschiedenen Sprachen und Dialekten aus dem norddeutschen Sprachraum im Ehapa-Verlag erschienen. Damit liegt man in der Rangliste der deutschen Sprachen ziemlich weit vorne. Übertroffen wird der norddeutsche Gallier nur vom Hessisch babbelnden, der ganze neun eigene Ausgaben besitzt, der alde Babo! Aber da fehlen ja nur noch zwei Bände zum Unentschieden. Und ein Unentschieden kann sich ja wie ein Sieg anfühlen – wenn man mal an den HSV und dessen Relegationsspiele in der letzten Bundesligasaison denkt.
Und überhaupt, beim Fußball findet man zwischen Hamburg und dem kleinen gallischen Dorf unter Häuptling Majestix auch eine weitere Analogie. So ist St. Pauli so etwas wie ein Fußball gewordenes Synonym für Asterix und seine Freunde. Ein kleines heimeliges und extrem stimmungsvolles Stadion, ein ewiger Kampf gegen diverse übermächtige Gegner (den HSV, einen Brauseklub aus Leipzig, das Establishment) und pure Leidenschaft und Freude, wenn wieder einmal ein unerwarteter Sieg des Underdogs gelungen ist. In Gallien gibt‘s dann Wildschwein – auf St. Pauli wird nicht lang geschnackt, sondern mit Astra angestoßen.
Hamburg und Gallien – dat geiht
Aber man kann die Analogie „Kleines Dorf in Gallien“-Hamburg auch im größeren Rahmen betrachten. Ist nicht ganz Hamburg ein kleines „Dorf“ im Vergleich zu den es umschließenden Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein? Stimmt die Relation nicht auch, wenn man die gesamte Bundesrepublik betrachtet und weiß, dass Hamburg nach Bremen das zweitkleinste Bundesland ist? Und vorab Entschuldigung an Leser mit Hintergrundwissen, die jetzt vielleicht gerade aus den Schöh kippen: In beiden o. g. Hansestädten werden Formen des Plattdeutschen gesprochen. Pures Hamburgisch findet sich bei Asterix so nur im Band 38, also in „Hammonia-City“ (hochdeutsch „Die Trabantenstadt“). Plattdeutsch dominiert in fünf weiteren Bänden und als Joker sei noch das ostfriesische „Asterix sein Söhn“ genannt.
Verleihnix = Aale-Dieter? Miraculix mit Mentholzigaretten?
Aber gibt es noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen Hamburg und dem Gallierdorf? Gibt es einen Comic-Band, in dem Majestix für den Barden Troubadix eigens eine Elbphilharmonie errichten möchte? Ist der Fischhändler Verleihnix nicht eigentlich eine Reminiszenz an das Fischmarkt-Original Aale-Dieter? Und war Helmut Schmidt – Gott hab ihn selig – nicht in seinen letzten Jahren so etwas wie das Hamburger Gegenstück zum hoch geachteten Miraculix, nur mit Mentholzigaretten statt Zaubertrank? Würde sich Obelix nicht an Hand des reichlich vorhandenen Angebots an Wildschweinen (bzw. City-Schweinen, wie sie seit einem Vorfall am Dammtor 2012 genannt werden) pudelwohl fühlen? Oder würde er doch lieber zum Fischbrötchen greifen? Diese Fragen bleiben vorerst unbeantwortet, aber wer weiß wie lange es noch dauert, bis der nächste Asterix auf Hamburgisch erscheint. Schließlich gilt in Hamburg wie in Gallien: So lange einem der Himmel noch nicht auf den Kopf gefallen ist, ist alles möglich. Kurz gesagt: Geiht nicht, givt nicht!
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