Der „HamburgCoin“ – gibt es bald eine eigene Kryptowährung für Hamburg?


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Selbst nach dem ersten Einbruch hat der Hype um Kryptowährungen nicht nachgelassen, denn genauso wie jede andere Währung, die offen gehandelt wird, bieten Kryptowährungen Chancen und Risiken. Weltweit gibt es über 4.500 Kryptowährungen und die Beliebtheit als Zahlungsmittel nimmt stetig zu.

Vorteile der Kryptowährungen als Zahlungsmittel

Kosten sparen. Es fallen keine Bank- oder Umrechnungsgebühren an, was vor allem bei internationalen Zahlungen oft sehr teuer werden kann. Transaktionsgebühren sind niedriger als zum Beispiel bei PayPal.

Geschwindigkeit. Zeit ist ebenfalls Geld und innerhalb weniger Minuten kann man mit Kryptowährung überall auf der Welt Zahlungen ausführen. Über Banken dauern internationale Zahlungen oft mehrere Tage und können durch eingeschränkte Geschäftszeiten und Buchungsschnitte weiter verzögert werden.

Akzeptanz. Die Akzeptanz nimmt stetig zu, ist aber noch ausbaufähig. Große Unternehmen, wie zum Beispiel Microsoft haben sich bereits angeschlossen. In Japan, vermutlich dem Erfinderland der Kryptowährung, sowie in anderen asiatischen Ländern, ist die Akzeptanz allgemein sehr hoch. Auch deutschlandweit wird die Liste der Akzeptanzstellen länger.

Anonymität. Krypto-Konten, auch Wallets genannt, kann man schnell und einfach im Internet einrichten. Gegen „echte“ Währung kann man Kryptowährungen kaufen oder verkaufen oder untereinander zum jeweiligen Kurs handeln. Der Kontoinhaber bleibt dabei anonym.

Investitionsmöglichkeiten. Kryptowährungen bieten, wie jede andere Währung im Handel, aufgrund Wechselkursschwankungen und begrenzter Menge interessante Anlagemöglichkeiten. Darüber hinaus sind Kryptowährungen nicht durch Zentralbanken reguliert oder abhängig von der Wirtschaftslage eines Landes. Der Handel basiert rein auf Angebot und Nachfrage.

Wo Licht ist, ist auch Schatten und die Forderung nach Regulierungen der Kryptowährungen, deren Emittenten und Börsen zum Schutz von Kryptowährungsinhabern ist berechtigt. Japan hat bereits eine Vorreiterrolle eingenommen und Maßnahmen eingeleitet. Zum Beispiel müssen Krypto-Börsen vernünftige Geschäftsberichte vorlegen. Die Europäische Union erwägt ebenfalls strengere Richtlinien zum Schutz vor Geldwäsche, Steuerhinterziehung oder Terrorfinanzierung, was von der Branche durchaus positiv aufgenommen wird. Der Europäische Gerichtshof könnte auch ein Urteil des Berliner Kammergerichts gegen die Finanzaufsicht (BaFin) überprüfen. Das Kammergericht hatte geurteilt, dass Kryptowährungen per Definition (bisher) nicht der BaFin und den entsprechenden Regulierungen unterliegen.

Bedeutung für Hamburg

Hamburg ist die zweitgrößte Stadt Deutschlands, hat den drittgrößten Hafen in Europa und folglich viele nationale und internationale Besucher. Der Hamburger CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und Sprecher für Digitalwirtschaft, Carsten Ovens sieht in einer Kryptowährung für Hamburg, die „HamburgCoin“ heißen soll, viel Potential für Marketing und Investitionen. Eine eigene Kryptowährung soll viel PR-Effekt für alle Akzeptanzstellen bringen und ein modernes Image für die Hansestadt unterstreichen. Das wiederum würde die Nachfrage nach dem HamburgCoin steigern und Investoren sowie die Stadt Hamburg entsprechend belohnen. Die bereits oben genannten Vorteile für den Zahlungsverkehr kämen natürlich ebenfalls zum Tragen.

Damit aber nicht genug. Laut Ovens bietet die Blockchain-Technologie viele Anwendungs-Möglichkeiten für die Logistikmetropole Hamburg. Man denkt dabei an die Verkehrssteuerung und die Zusammenfassung der Informationen aus Verkehrsamt, Polizei, öffentlichem Nahverkehr, etc. Auch im Hinblick auf Sicherheit wird darauf verwiesen, dass die Distributed-Ledger-Technologie besser sei, als einzelne Server, auf die Hacker einfacheren Zugriff hätten. Wissenschaft und Bildung könnten sich ebenfalls profilieren und davon profitieren. Die CDU fordert konkret die Erweiterung der Blockchain-Kompetenzen an der Universität und Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) im Sinne eines eigenen Campus und Kompetenzzentrums für Blockchain-Technologie. Dieser Campus könnte als Anlaufstelle für Unternehmer dienen und das Marketing unterstützen.

Im Moment sind diese Gedanken noch Zukunftsmusik, denn die Finanzbehörde vertritt den Standpunkt, dass Hamburg aus rechtlichen Gründen keine eigene Währung aufsetzen könne. Generell werden Kryptowährungen zudem wegen ihres hohen Energieverbrauchs kritisiert. Allerdings sind Debatten um Energieverbrauch oft etwas oberflächlich. Wissenschaftler weisen darauf hin, dass man auf den gesamten CO2-Fußabdruck schauen müsse, sich Gedanken um die eigentliche Energiegewinnung machen sollte, denn hier bestehen weitreichende Unterschiede, und dass Kryptowährungen im Vergleich zu Rechenzentren bei Banken oft deutlich weniger Energie benötigen.

Zuletzt stellt sich noch die Frage, ob sich die Kosten für einen „HamburgCoin“ tatsächlich tragen würden, oder man eine solche Währung nicht global verteilen müsse, um den Aufwand decken zu können. Es gibt allerdings Städte, die bereits eine Kryptowährung haben. Dazu gehören Seoul, Dubai und Berkeley (USA). In Slowenien denkt man über den umgekehrten Ansatz nach und eine Art „Pilot“ Bitcoin-Stadt zu gründen, gleich außerhalb der Hauptstadt Ljubljana. Stadt bedeutet hier zunächst Einkaufs- und Unterhaltungszentren, die zur Verbreitung von Kryptowährungen beitragen sollen.

Fazit

Die Idee des „HamburgCoins“ ist daher gar nicht so aus der Luft gegriffen und die Förderung von Marketing, Innovation und Investitionen sind nachvollziehbar. Hamburg könnte in Deutschland eine Vorreiterrolle spielen. Die Blockchain-Technologie für weitere Zwecke wie Verkehr und Logistik in der Hafenstadt zu nutzen und akademische Kompetenzen aufzubauen, um alte Server-Technologien abzulösen und modernes Marketing zu fördern, sind ebenfalls zukunftsweisend.

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