Der Fachkräftemangel in Hamburg – betroffene Berufszweige und Gegenmaßnahmen


Fachkräftemangel und demographischer Wandel, diese beiden Schlagworte stehen in einer engen Verbindung zueinander. Eine immer höhere Lebenserwartung gepaart mit einer rücklaufenden Zahl an Geburten führt dazu, dass sich die Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung verändert. Das haben auch die Verantwortlichen in Hamburg bemerkt und etablierten aus diesem Grund eine Strategie zur Sicherung des Fachkräftebedarfs.

Diese Bereiche haben einen
großen Bedarf an qualifizierten Personal

Doch der drohende Fachkräftemangel hat auch einen positiven Effekt. So gibt es für Arbeitsuchende eine Vielzahl an vakanten Stellen. Diese Auflistung zeigt daher die Berufe, die momentan über einen großen Mangel an Fachpersonal verfügen. Die Altenpflege ist beispielsweise eine Branche, die extrem davon betroffen ist. Gerade aufgrund des bereits erwähnten demographischen Wandels wird diesem Berufszweig zukünftig eine sehr große Bedeutung zugemessen. Laut ERGODirekt leben derzeit bereits 2,1 Millionen Personen in Deutschland, die auf Pflege angewiesen sind, davon rund ein Drittel in einem Pflegeheim. Die restlichen Betroffenen verteilen sich auf ambulante Pflegeangebote und die Versorgung innerhalb der Familie. Obwohl das Pflegeheim meist als letzte Lösung betrachtet wird, verbessert sich das Angebot in den Einrichtungen stetig. Das einzige Problem: Es wird auf Dauer zu wenig Altenpfleger geben. Einer Statistik zufolge wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um 12.000 Personen steigen im Vergleich zu 2015. In Verbindung mit dem Mangel an qualifizierten Personal wirkt diese Zahl noch größer als sie ohnehin schon ist. Grundsätzlich werden sich die Zahl der Senioren und die der erwerbsfähigen Personen drastisch verschieben. Dies bestätigt auch das statistische Bundesamt, das davon ausgeht, dass sich der Altersquotient für 65-Jährige bis zum Jahre 2060 verdoppeln wird. Eine andere betroffene Sparte ist die Pharmabranche. Diesem Artikel zufolge wird bis zum Jahre 2030 im gesamten Bundesgebiet ein Fachkräftemangel in dieser Berufsrichtung zu verzeichnen sein. Bereits heute können Bewerber zwischen mehreren vakanten Stellen auswählen. Oftmals wurde behauptet, dass diese Schwierigkeiten nur auf dem Land bestünden, allerdings werden auch in den Städten händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern gesucht. Doch nicht nur im Bereich der Apotheken ist dieser Mangel erkennbar, sondern im gesamten Gesundheitswesen herrscht eine große Lücke zwischen geforderten und verfügbaren Mitarbeitern. Daraus resultiert, dass die Bewerberzahlen zukünftig weiter sinken werden und die Stellenbesetzung sukzessive mehr Schwierigkeiten hervorrufen wird.

Quelle: Statista GmbH

Ein weiterer Berufszweig ist die IT-Branche, denn auch hier herrscht ein großes Defizit an qualifiziertem Personal. Deutschlandweit werden momentan 41.000 Spezialisten gesucht. Das ist ein Anstieg um fünf Prozent im Vergleich zum Jahre 2013. Ein großes Problem daran ist, dass Herstellungsprozesse aus diesem Grund ins Ausland verlagert werden und die inländische Innovationskraft verloren geht. Gerade die Software- und IT-Dienstleistungen sind von diesem Problem betroffen.
Eine andere Berufsrichtung, die in Hamburg stetig über eine hohe Vakanzzeit von Stellen verfügt, sind die Sozial- und Erziehungsberufe. Laut der Bundesagentur für Arbeit lag die Zeit, in der eine Stelle unbesetzt blieb bei 79 Tagen. Außerdem sollen auch die Ingenieure in diesem Kontext genannt werden, denn hier herrscht ebenfalls ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Erstaunlicherweise, denn die Technische Universität Hamburg Harburg hat bereits einige Studiengänge im Angebot, die diesem Notstand entgegenarbeiten sollen. Nichtsdestotrotz fehlen in Hamburg gegenwärtig rund 37.000 mittel- und hochqualifizierte Arbeitnehmer – Tendenz steigend. Dies bestätigt auch der Fachkräftemonitor Hamburg, der den Überschuss an Arbeitsplätzen und den Mangel an qualifizierten Beschäftigten in den einzelnen Branchen dokumentiert.

Fachkräftestrategie –
dringender Handlungsbedarf in der Hansestadt

Aufgrund der dargelegten Fallbeispiele sehen sich die Verantwortlichen zu einer Reaktion gezwungen. Abhilfe soll eine Fachkräftestrategie schaffen, die die Vorgehensweise der Verantwortlichen, deren Ziele und die Probleme darlegt.
In der Publikation zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in Hamburg bezieht sich Detlef Scheele, der Senator der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, auf den demographischen Wandel und bringt diesen mit dem Fachkräftemangel in Verbindung.
„Die wirklichen Herausforderungen durch den demografischen Wandel liegen noch vor uns, wenn in den 2020er Jahren das Erwerbspersonenpotenzial auch in Hamburg zurückgeht. Hier setzt die Fachkräftestrategie an.“
In dieser Strategie wird ein Szenario dargestellt, in welchem in Hamburg ab dem Jahre 2020 die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 15 und 65 Jahren kontinuierlich zurückgehen wird. Die massive Zuwanderung ist in diese Kalkulation bereits mit eingeflossen. Entsprechend besteht dringender Handlungsbedarf. Aus diesem Grund wurde die Fachkräftestrategie implementiert, die die Ausbildungs- und Qualifizierungsbedarfe feststellen und dokumentieren soll. Andererseits erhoffen sich die Verantwortlichen dadurch auch eine langfristige Lösung zu finden, um die Erwerbsquote wieder zu steigern.

Die Säulen der Fachkräftestrategie

Es muss an dieser Stelle verdeutlicht werden, dass die folgenden Initiativen alleine nicht ausreichen, denn auch in den weiterführenden Politikfeldern wie Wohnungsbaupolitik, Schul- und Bildungspolitik, Familienpolitik sowie die Gleichstellungspolitik sind Neuerungen notwendig, um dem drohenden Szenario entgegenzuwirken.

  • Fachkräfte qualifizieren
    Durch Aus-, Weiter- und Hochschulbildungen soll die Qualifikation der Erwerbstätigen erhöht werden. Hier ist zunächst das Qualifizierungssystem als Ganzes zu betrachten. Eine Aufgabe ist, die Durchlässigkeit zwischen den Systemen zu erleichtern und die Ausbildungen auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes anzupassen.
  • Erwerbspersonenpotential sichern und ausschöpfen
    Um in Hamburg eine hohe Quote der qualifizierten Erwerbstätigen zu erzielen, müssen die inländischen Potentiale besser genutzt werden. Beispiele sind Frauen, Erwerbstätige über 45 Jahre, junge Menschen, die zwischen Schule oder Studium und dem Beruf stehen, Menschen mit einer Behinderung oder auch einem Migrationshintergrund. Können diese Zielgruppen erreicht werden, dann ist es möglich, dem Fachkräftemangel langfristig entgegenzuwirken. Viele dieser Personen verfügen bereits über die notwendige Qualifikation, finden auf dem Arbeitsmarkt jedoch keinerlei Beachtung. Langfristig sollten also die Teilnahmebedingungen verbessert werden und die Qualifikation durch Weiter- und Ausbildungen gewährleistet sein.

Fachkräfte aus dem In- und Ausland gewinnen
Grundsätzlich muss die Willkommenskultur verbessert werden. Denn durch die Gewinnung von in- und ausländischen Fachkräften kann das Erwerbspersonenpotential gesichert werden. Grund ist, dass der Fachkräftemangel in Hamburg nicht nur durch Einbindung von bereits vorhandenen Fachkräften gewährleistet wird. Die langfristigen Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung bestätigen zusätzlich die Notwendigkeit, auch Fachkräfte mit ausländischer Staatsangehörigkeit anzuwerben, zu integrieren oder weiterzubilden.

Arbeitsbedingungen attraktiv gestalten
Im Vergleich zu den ersten drei Säulen, die vorwiegend auf staatliche Initiativen gerichtet sind, dient die vierte Säule dazu, dass Unternehmen ihre Anreize verbessern und die Bedingungen attraktiv gestalten. Betriebe beklagen seit einiger Zeit die sinkende Motivation der Angestellten, sodass diese schon die Bezeichnung der „Low Perfomer“ erhalten haben. Dabei können Mitarbeiter durch unterschiedliche Anreize motiviert werden. Es gibt neben Kleinigkeiten wie gesunde Snacks und regelmäßiges Lob weitere Möglichkeiten, die Mitarbeiter zu motivieren, wie beispielsweise Boni, eine gute Arbeitsorganisation, betriebliche Weiterbildungen sowie Gesundheit und Arbeitsschutz.

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ch / as hamburgportal

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