Die Stahlindustrie ist für Hamburg ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Zahlreiche Arbeitsplätze hängen in der Elbmetropole von ihr ab. Jedes Jahr werden mehrere Millionen Tonnen Stahl gefertigt. Allerdings sind die Stahlwerke ebenfalls die größten Stromverbraucher der Stadt. Die CO2-Emissionen sind entsprechend hoch: Pro Tonne gefertigten Stahl stößt ein Werk mehr als 800 Kilogramm aus. Dies soll sich durch ein ambitioniertes Projekt ändern. Dazu müssen drei Dinge zusammenfinden, die sonst selten Hand in Hand gehen: Digitalisierung, Stahlindustrie und Klimaschutz.
Generell: Stahlindustrie liegt in der Digitalisierung zurück
Die Stahlindustrie hat deutschlandweit noch nicht den Charme der Digitalisierung für sich entdeckt, wäre dazu aber bereit. Dies zeigt eine Studie des Fraunhofer Instituts aus dem Februar 2019. 80 Prozent der Befragten haben demnach keinerlei Erfahrungen mit den Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung für sie öffnen würden. 60 Prozent können sich allerdings ein Investment in die Industrie 4.0 vorstellen – insbesondere in den Führungsetagen der Stahlindustrie ist die Bereitschaft hierzu laut Studie besonders hoch. Die sonstigen Mitarbeiter sind eher skeptisch. Wer jünger ist, zeigt sich durchschnittlich offener.
Die meisten Unternehmen (95 Prozent) schätzen die Vorteile der Industrie 4.0 vor allem im Bereich der Automatisierung. Auch bei der Datenerfassung sehen die Befragten Potenzial. Weitere Vorteile nennen sie nicht. Dies führt zurück nach Hamburg und zu dem neuen Ansatz, der Vorbildcharakter für gesamte Branche gewinnen könnte.
Hamburger Stahlwerke sollen fast vollständig auf CO2 verzichten
Die Verantwortlichen an der Elbe möchten ihre Werke fast komplett von CO2-Emissionen befreien. Dafür sind sie bereit, hohe zweistellige Millionenbeträge zu investieren. Im Mittelpunkt steht dabei auch die Digitalisierung. Die Werke sollen auf Wasserstoff als Energiequelle (statt Erdgas) umgestellt werden. Hierfür muss im Prinzip alles neugebaut und teilweise neugedacht werden:
- Neue Rohre werden benötigt
- Der Brennofen braucht eine andere Form
- Die Positionen der Anschlüsse ändern sich
- Maschinen, Arbeitsanlage etc. müssen anders aufgestellt werden
- Die gesamten Arbeitsprozesse im Werk ändern sich dadurch
Der Wasserstoff soll zudem an der Küste ökologisch verträglich hergestellt werden, muss dann aber noch unbeschadet nach Hamburg transportiert werden. Dies alles verlangt nach Rechenleistung und engmaschiger Kontrolle in einem solchen Ausmaß, wie sie Menschen nicht leisten können. Das Problem ist: Auf ihre Rechenleistung kommt es noch an. Teilweise sind die Werke 50 Jahre alt und wurden zu Zeiten gebaut, in denen Energie günstig war, niemand wusste, was CO2 für das Klima bedeutet und Computer noch ausgesprochen skeptisch beäugt wurden.
Stahl online kaufen: Weitere Ideen, um die Stahlindustrie grüner zu machen
Die Digitalisierung kann aber nicht nur den Wechsel von Erdgas auf Wasserstoff ermöglichen, der in der Branche als die Energiequelle des 21. Jahrhunderts gilt. Die Industrie 4.0 bietet ebenfalls im Kleinen Unterstützung. Stahl lässt sich inzwischen online kaufen und verkaufen. Der Online-Handel ist sonst eher ein Problem für das Klima, doch hier ist dies anders: Bislang treffen sich Käufer und Verkäufer zumeist noch persönlich, um die entsprechenden Geschäfte abzuwickeln. Die Online-Käufe machen diese Fahrten überflüssig. Dies hat enorme Folgen: Die Digitalisierung erfasst erstens die gesamte Lieferkette der Stahlindustrie, macht sie zweitens effizienter sowie günstiger und sorgt drittens dafür, dass sie grüner wird.
Hamburger Ansatz ist finanziell sinnvoll
Die Hamburger Stahlindustrie betreibt die geschilderten Änderungen nicht nur aus reiner Klimafreundlichkeit. Für CO2-Emissionen müssen künftig Zertifikate erworben werden. Die deutsche Stahlindustrie müsste nach aktuellem Stand hierfür bis ins Jahr 2030 mehr als 3,5 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Diese Ausgaben möchte man in Hamburg gerne umgehen – die Digitalisierung soll dabei helfen.
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