So oft gehen die Deutschen wirklich fremd


Der offene Umgang mit der eigenen Sexualität sowie die liberale Erziehung der modernen Zeit haben uns ein Selbstverständnis von Sex vermittelt, das es in dieser Weise in der Historie wohl kaum je gegeben hat. Prinzipiell kann jeder alles tun, worauf er Lust hat, ohne von Staat, Kirche oder Familie davon gehindert zu werden – natürlich in gewissen strafrechtlichen Grenzen. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass die Hemmschwelle, fremdzugehen, immer mehr sinkt. Nie war es leichter, ein sexuelles Abenteuer zu finden und nie wurde öfter fremdgegangen als heutzutage.

 
Das sagen die Statistiken

Statistische Erhebungen zum Thema Fremdgehen gibt es zwar eine ganze Menge, doch wie bei allen intimen Fragen und subjektiven Antworten sind die Ergebnisse vage und kaum auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Dennoch zeichnet sich ein klarer Trend ab, seit soziale Medien und Datingportale das Anbahnen von Seitensprüngen so erleichtert haben, wie es Tinder und Co. derzeit tun. Je nach Studie gaben nämlich bis zu 51% der Männer und 39% der Frauen an, schon einmal untreu gewesen zu sein, wobei sich der Untreuebegriff auch unterscheidet. Für manch einen ist bereits Flirten oder das Anmelden auf einer Datingseite Fremdgehen, für andere erst der sexuelle Akt. Interessant auch: Nur für zwei Drittel der Männer ist Küssen bereits fremdgehen, jedoch für mehr als 80% der Frauen schon. Generell scheinen Männer die Sache etwas lockerer zu sehen, allerdings spiegelt sich in ihren Antworten natürlich oft auch die versteckte Legitimation der eigenen Missetaten.

Funktioniert erlaubtes Fremdgehen eigentlich?

Eine, zugegeben sehr spezielle Möglichkeit, dem unehrlichen Seitensprung vorzubeugen, ist eine offene Beziehung. In so einer Partnerschaft ist der Sex mit anderen Personen erlaubt, sollte aber am besten klaren Regeln folgen. Wenn beide die gleichen Rechte haben und sich dadurch befreiter fühlen und zudem dem Gefühl vorbeugen, etwas verpasst zu haben, dann kann eine offene Beziehung durchaus eine Alternative sein. Manche Autoren beschreiben eine solche Beziehung als sehr glücklich und ehrlich, andere berichten von großen emotionalen Katastrophen und folgenden Trennungen. Ob das erlaubte Fremdgehen eine Lösung gegen die heimlichen Seitensprünge ist, ist also fraglich und es ist für viele wohl kaum vorstellbar, dass man einen geliebten Partner wirklich ohne Probleme in die Arme eines anderen und am nächsten Tag wieder in sein eigenes Bett lässt.

Reue und Schuld lasten auf den meisten

Während die reine Häufigkeit und auch Regemäßigkeit des Fremdgehens je nach Studie schon ziemlich schockieren können – schließlich geht nur ein Bruchteil der Sünder lediglich einmalig fremd und viele entwickeln eine regelrechte Routine dabei – so überrascht trotzdem, dass mehr als die Hälfte der Befragten echte Schuldgefühle empfanden. Offenbar geht es für die meisten tatsächlich nur um den Sex an sich und die Selbstbestätigung und nicht etwa darum, aus einer prinzipiell falschen oder ungewollten Beziehung zu fliehen. Entsprechend häufig schaffen es die betroffenen Paare dann auch, sich wieder zusammenzuraufen und die Beziehung zu retten. Dabei ist es übrigens laut der meisten Umfragen leichter, einen einmaligen Seitensprung zu verzeihen, als eine monatelange Affäre, die ja bedingt, den Partner wiederholt und wissentlich angelogen und für dumm verkauft zu haben.

Vorsicht vor der Rache der Gekränkten

So beruhigend es auch sein mag, zu sehen, dass statistisch gesehen ein Seitensprung nicht das Ende der Beziehung sein muss, so beunruhigend ist aber auch die Tatsache, dass die Rache der Gehörnten grausam sein kann. Im Internet finden sich zahlreiche Rachegeschichten von zerstörtem Eigentum, eindeutigen Nachrichten auf Plakaten oder in Zeitungsinseraten und nicht zuletzt aufklärenden Telefonaten mit der Geliebten, den Eltern des Fremdgehers oder sogar dem Boss auf der Arbeit. Strafrechtlich gesehen sind viele dieser Racheakte eindeutig gesetzeswidrig, aber das stört die Betrogenen in dieser Stunde wohl kaum. Wer also unbedingt fremdgehen möchte, sollte neben den emotionalen Konsequenzen auch die Folgen bedenken, die ein gehörnter Ehemann oder eine betrogene Frau anrichten können.

Foto: pixabay.com

 

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